Das Feld; aus dem Ruppigen wird Poesie

2.3.2012 Helsingin Sanomat/Kultur

Maria Säkö

Okko Leos Das Feld feierte seine finnische Premiere im Korjaamo-Theater in Helsinki. Das von Regisseur Mikko Roiha inszenierte Stück wird ein Klassiker.

OMG, was für ein gut geschriebenes Theaterstück Das Feld ist!

Das Bühnenstück wagt uns etwas mitzuteilen – über die Anteillosen in unserer Gesellschaft – ohne das Thema zu banalisieren, sondern es betrifft die Krise der abendländischen Menschen im Ganzen. In der absurden Welt können wir bewegende Elemente finden und Poesie entdecken in den Stellen, wo wir es am wenigsten erwarten: in der Sprache der Platzwarte, auf den Sportplätzen, in den Kalkstrichen.

Die Platzwarte Antero (Kirsi Asikainen) und Esa (Marja Myllylä) verbringen ihre Tage auf einem vergessenen Sportplatz. Es kommt niemand, die Männer haben nur sich. Die Bühne als Feld/Sportplatz im Korjaamo zeigt eine zersplitterte Existenz der Beiden. Eine Beckettsche Situation.

Das Feld ist ein Schauspiel über die hohle, auf Wachstumsgedanken basierende Werte der Europäer. Es ist ein Stück über den Untergang der Demokratie. Das größte Problem der Gegenwart ist, dass die Arbeitskraft eines großen Teils der Menschen nicht mehr gebraucht wird. Trotzdem unsere ganze Menschenwürde beruht auf Arbeit. Sollte vor allem die Arbeit die größte Bedeutung tragen?

Das Bemerkenswerte in der Vorstellung ist, dass trotz des Gewichtes und der Wichtigkeit der großen Themen –Hoffnung, Liebe, Menschenglaube – bleibt sie die ganze Zeit kohärent, sensibel, vom Stil minimalistisch. Dennoch werden die Themen durch die beherrschte Form nicht verkleinert, eher das Gegenteil.

Die Inszenierung von Roiha beinhaltet keine banalen Momente, keine von oben herab beobachtete Situationen. In jeder Szene steht der Mensch im Mittelpunkt – nicht der Mann, der Behinderte oder der sozial Schwache.

Dass die Männerrollen mit Frauen besetzt sind, ist kein lustiger Einfall, sondern diese Doppelbelichtung beflügelt die Schauspielarbeit, in der der Text für sich sprechen darf. Jeder von uns kennt den sein innerlichen Leid mit angeblich selbstsicheren Gesten schlecht verdeckenden Mann, den Marja Myllylä alles gebend vor unsere Augen führt. Und wenn man die Blicke von Antero (Kirsi Asikainen) voller Angst sieht, möchte man gleich rufen, ich kenne diesen Typ, der ist mir bekannt.

Die Platzwarte versuchen sich hoffnungslos an den bedeutungslosen Überbleibseln der westlichen Welt festzuhalten: Arbeitswoche, Wochenende, Karrierekreis. Und nicht nur an diese, sondern an das ganze Menschenleben, das einmal aus Beziehungen, Hoffnungen und Ängste bestehen hat.

Das Stück gibt vielleicht keine alles sagende Erklärung, aber es hilft den Zuschauer sein Blick auf die Wirklichkeit zu verschärfen, wenigstens einen Blick darauf zu werfen.